Persönlichkeiten
können verschiedene Facetten haben. Sind Menschen jedoch zu misstrauisch, zu
hysterisch oder zu ängstlich-vermeidend und werden so an der Bewältigung des
Alltags gehindert, spricht man von Persönlichkeitsstörungen.
Durch diese tief verwurzelten psychischen Eigenschaften kommt es häufig zu
Irritationen und Konflikten mit anderen Menschen und der Betroffene ist
äußerst eingeschränkt in seinem Leben. Persönlichkeitsstörungen können
unterschiedliche Formen annehmen.
Zum einen gibt es die emotional instabile Persönlichkeitsstörung. Diese ist
ein komplexes Krankheitsbild mit Merkmalen wie massiven Ängsten vor dem
Alleinsein, instabilen Beziehungen, Identitätsstörungen und schweren
Depressionen. Auffällig ist eine ausgeprägte Störung der Körperwahrnehmung.
Schmerz spüren viele Betroffene kaum. Selbstverletzungen wie das Ritzen der
Haut mit Rasierklingen oder anderen scharfen Gegenständen, Drogeneinnahme und
hoch riskante Aktivitäten sind die extremen Folgen. Bei der Mehrzahl der
Betroffenen zählen schwerwiegender Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung
zu den Gründen, die zu einer Erkrankung geführt haben.
Die dissoziale Persönlichkeitsstörung meint Menschen, die soziale Normen
übertreten und wenig Empathievermögen besitzen. Oft geraten sie in Konflikt
mit dem Gesetz, da sie zu Aggressionen und Gewalt neigen und wenig aus ihren
Erfahrungen lernen. Ein Schuldbewusstsein fehlt meist völlig. Die Betroffenen
sind zwar dissozial, gehen aber dennoch labile Beziehungen zu anderen Menschen
ein. Diese Art von Störung trug früher den Namen "Psychopathie", man
sprach vom "Psychopathen", der aber heutzutage weitestgehend vermieden wird
aufgrund seiner impliziert stigmatisierenden Wirkung.
Früher war diese Persönlichkeitsstörung bekannt als Hysterie. Heute
spricht man von histrionischer Persönlichkeitsstörung, da der Begriff der
Hysterie ursprünglich in Bezug auf Frauen verwendet wurde und negativ belastet
ist. Im Prinzip meint er aber dasselbe: Theatralisches Verhalten,
Oberflächlichkeit, Übertreibungen, labile Stimmungslage usw. kennzeichnen
diese Störungsart. Die Betroffenen erfinden häufig abenteuerliche Geschichten,
um im Mittelpunkt stehen zu können, und greifen dafür mitunter auch zu
drastischen Mitteln. Außerdem haben sie oft ein schauspielerisches Talent, das
es ihnen ermöglicht, sich in viele Situationen hineinzudenken und
dementsprechend zu handeln bzw. zu schauspielern.
Hierbei handelt es sich um ein Krankheitsbild, das nicht klar umrissen werden
kann, denn die Symptome verschiedener oben genannter Persönlichkeitsstörungen
vermischen sich und ergeben ein neuartiges Störungsbild. Der Betroffene kann
dann zum Beispiel sowohl misstrauisch als auch draufgängerisch und labil sein.
Unter der narzisstischen Persönlichkeitsstörung versteht man eine extrem
selbstbewusste Haltung nach außen, die verbunden ist mit Großspurigkeit,
Selbstüberschätzung und negativer Auffassung von Kritik. Auf der einen Seite
fehlt den Betroffenen zwar die Einsicht in die Probleme und Aktivitäten anderer
Menschen, auf der anderen Seite streben sie aber nach ständiger Anerkennung,
Lob und Bewunderung von diesen. Diese übersteigerte Selbstverliebtheit kann zu
wahnhaften Störungen mit Größenideen und Realitätsverblendung führen. Es
kann vorkommen, dass die Borderline-Störung mit der narzisstischen
Persönlichkeitsstörung gekoppelt ist, da die narzisstischen Personen nach
innen oft ein mangelndes Selbstbewusstsein haben, das bis hin zur Ablehnung der
eigenen Person reicht. Die innere und äußere Person geraten dadurch oft in
Konflikt miteinander.
Diese Form von Persönlichkeitsstörung betrifft vor allem die misstrauische
Haltung des Erkrankten. Selbst freundliches oder zurückhaltendes Verhalten
anderer Menschen wird dann als feindliches Zeichen gedeutet. Die Betroffenen
werden oft als schwierige Charaktere bezeichnet, da sie mit Zurückweisungen und
Zurechtweisungen große Probleme haben. Nicht zu verwechseln ist die paranoide
Persönlichkeitsstörung mit der Paranoia und der paranoiden Schizophrenie, die
anders klassifiziert werden.
Text in Zusammenarbeit mit: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) www.dgppn.de